Ein Blick in die Vereinschronik


Ein kleiner Blick in die Vereinschronik

 

Die Geschichte der KG Paohlbürger reicht zurück ins Jahr 1954. Damals trafen sich Norbert Zellerhoff, Willy Eichel, Adolf König, Kurt Weidmann und Hans-Günter Jeffke, um über die Gründung eines neuen Vereins zu beraten. Nach einigen Zusammenkünften hatten sich ausreichend weitere Karnevalisten eingefunden, sodass am 26. April 1955 im Hotel "Reichshof" die neue Gesellschaft gegründet werden konnte. Erster Präsident wurde Alo Everding. Hermann Segelhorst wurde "Vize". Herbert Grüter wurde zum Geschäftsführer ernannt.

 

Ursprünglich war angedacht, die neue Gesellschaft auf den Namen „Karnevalsgesellschaft der Stadt Münster“ zu taufen. Max Reuter, damaliger Präsident des münsterschen Karnevals, schlug jedoch - um Unklarheiten zu vermeiden - einen anderen Namen vor: "Narrengarde Paohlbürger Münster". Die Gründungsversammlung stimmte diesem Vorschlag zu.

 

Die ersten Ehrensenatoren werden ernannt (1956)

 

Wer einmal einen Verein organisiert hat, weiß, dass das Thema Finanzen ein besonders Zentrales ist. Auch die Paohlbürger benötigten zur Verwirklichung ihres Vereinszieles - die Förderung des Karnevals sowie des westfälischen Brauchtums und der Plattdeutschen Mundart - eine finanzielle Spritze. Ab 1956 ernannten die Paohlbürger deshalb ihre ersten Ehrensenatoren,  die gleichzeitig großzügige Sponsoren des jungen Vereins wurden. Die ersten Ehrensenatoren waren Hermann Lange (Möbelhaus Lange), Hans Krautkrämer (Betreiber der damals ersten Brathähnchengaststätte in Münster), Ferdi Steinhoff (Gaststätte Steinhoffs Pümpken) und der Baustoff-Großhändler Max Klippel. Überhaupt sollten sich die Paohlbürger in den Folgejahren als kreativ und engagiert erweisen, wenn es um die Finanzierung ihres Vereins. So wurde etwa beispielsweise im Jahr 1970 eine neue Vereinsfahne durch den Verkauf von Autoaufklebern an Münsters Tankstellen finanziert. Auch vier Goldmünzen mit Paohlbürger-Motiven wurden in diesem Jahr aufgelegt. Seit 1975 erscheint zudem einmal jährlich die Paohlbürger-Zeitung, die durch den Anzeigenverkauf einen Teil der Vereins-Aktivitäten finanziert.

 

Die 1960er-Jahre: Der Verein wächst

 

Mit einer besseren Finanzierung im Rücken begann der Verein in der 1960er-Jahren ein rasantes Wachstum. Schon 1960 wurde unter Präsident Alo Everding die erste Gala-Prunksitzung im "Weißen Saal" Halle Münsterland abgehalten. Im Aegidiihof wurden in diesen Jahren zudem der Kinderkarneval, der Hausfrauenball und der Paohlbürgerball veranstaltet. Auch organisatorisch gewannen die Paohlbürger in dieser Zeit klarere Strukturen.

 

Neben dem Ehrensenat und dem Paohlbürgerrat (Elferrat) gründeten sich schon früh die "Jugendgarde" als Nachwuchs für den Elferrat und die "Paohlbürger Originale", die in wechselnder Besetzung den Kiepenkerl, Professor Landois und später auch den "Tollen Bomberg" und den "Schutzmann" verkörpern. Mit ihren plattdeutschen Vorträgen wurden die Originale schnell im gesamten Münsterland bekannt. Ab 1968 trat der gesamte Elferrat dann als "Paohlbürger Originale" auf.

 

Am 11.11.1960 folgte in der Gaststätte "Biedermeier" die Gründung des Senats, in dem Akteure und aktive Mitglieder aufgenommen wurden. Damals begründet wurde auch die Tradition der feuchten Senatorentaufe, die bis heute einen Höhepunkt im Paohlbürger-Jahr bildet.

 

In den 1970ern wird das Tennengericht aus der Taufe gehoben

 

Im Jahr 1970 führten die Paohlbürger ihre erste "Sozialveranstaltung" durch. Hinter diesem etwas spröden Namen verbirgt sich der Karneval für Senioren und Menschen mit Behinderungen. Über 3000 Gäste kamen zur ersten Sitzung dieser Art in die Halle Münsterland. Bis heute ist der Seniorenkarneval und der Karneval für Menschen mit Behinderungen ein fester Bestandteil des Paohlbürger-Jahreskalenders und ein besonderes Anliegen des Vorstandes.

Ebenfalls im Jahr 1970 fand das erste Tennengericht statt, damals noch im "Mühlenhof". Das Tennengericht, Münsters karnevalistische Gerichtsverhandlung, genießt seitdem einen hohen Stellenwert und durch zahlreiche TV-Übertragungen einen großen Bekanntheitsgrad. In jedem Jahr können die Organisatoren des Tennengerichts zahlreiche Prominente auf der Anklagebank begrüßen.

 

Im Jahr 1975 wagten sich die Paohlbürger auf den "großen Musikmarkt". Zwar hatte es in den Vorjahren immer wieder hervorragende Büttensänger aus den Reihen der Gesellschaft gegeben, die bei Sitzungen in und um Münster das Publikum begeisterten, doch eine eigene Schallplatte mit Karnevalsschlagern gönnte man sich erst in diesem Jahr.

 

Die Paohlbürger beziehen ihr erstes eigenes Vereinsdomizil (1978)

 

Im Jahr 1976 begannen die Arbeiten für das erste eigene Domizil der Paohlbürger. Der damalige Landesdirektor Walter Hoffmann setzte am 1. Juni den ersten Spatenstich für den „Spieker“ (Speicher) bei Schloss Hohenfeld. Das Richtfest konnte noch im selben Jahr gefeiert werden, wie es sich für Narren gehört natürlich am 11.11.. Doch es dauerte noch einmal mehr als ein Jahr, bis der Spieker endlich fertiggestellt war und im Jahr 1978 erstmals für ein Tennengericht in den eigenen vier Wänden genutzt werden konnte. Der Spieker wurde auch zum Heim für das 1. Karnevalsmuseum in Westfalen, in dem die Paohlbürger in den Folgejahren zahlreiche Exponate aus der Narretei Westfalens und des Rheinlandes zusammentrugen.

 

Eine spontane Idee, die im Rahmen der Senatorentaufe 1980 aufkam, war die Gründung einer Tanzgarde. Noch am selben Nachmittag konnten mehr als 20.000 D-Mark an Spenden für dieses Vorhaben gesammelt werden und das "1. Bischöfliche Münstersche Offiziers-Corps" der KG Paohlbürger war finanziert. Die Corpsfahne entstand nach einem Entwurf von Gustav Elfering mit großzügiger Unterstützung des Ehrensenators Egbert Preußner. Der erste Kommandant der Tanzgarde wurde Hermann Hewing.

 

Der Umzug in der Paohlbürgerhof (1986)

 

Nur wenige Jahre nach der Eröffnung des Spiekers am Schloss Hohenfeld musste sich die Gesellschaft aufgrund eines gestiegenen Platzbedarfes nach einer neuen Heimstatt umsehen. Münsters damaliger Bürgermeister Dr. Werner Pierchalla vermittelte dem Verein Mitte der 1980er-Jahre den Poahlbürgerhof. Vom jetzigen Glanz der Anlage war damals allerdings wenig zu erkennen. Tatsächlich war der heutige Paohlbürgerhof ein heruntergekommener Bauernhof aus dem Jahr 1872. Es bedurfte einiges an Arbeitsleitung, bis des marode Gebäude und die Außenanlagen den Ansprüchen der Narren genügte.

Finanziert wurde der Umbau unter anderem durch die Ausgabe von Aktien im Wert von 300 D-Mark. Von Frühjahr 1986 bis zur feierlichen Eröffnung am 11.11. desselben Jahres schufteten an jedem Samstag rund 45 Vereinsmitglieder ehrenamtlich auf dem Hof. Die Mühen lohnten sich und zur Einsegnung  durch den Hofgeistlichen Domkapitular Walter Böcker konnten die Paohlbürger unter anderem den damaligen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher begrüßen.

 

Erweiterung des Westfälisch-Rheinischen Karnevalsmuseums (2008)

Bis heute ist der Paohlbürgerhof die Heimat der Gesellschaft. Die letzte größere Umbaumaßnahme wurde im Jahr 2008 vorgenommen, als die Räume des Karnevalsmuseums erweitert und das Museum feierlich neu eröffnet wurde. Zur Eröffnung kamen die bundesweit bekannten Karnevalisten Hans Süper und Hildegard Krekel nach Münster. Der Paohlbürgerhof ist für die Vereinsmitglieder eine lieb gewonnene Einrichtung und eine große Verpflichtung zugleich. Denn neben der jährlichen Pacht an die Stadt Münster als Eignerin des Grundstücks müssen an beinahe jedem Wochenende des Jahres freiwillige Helfer am Hof Dienst tun, um den Glanz des alten Bauwerks zu erhalten.

 

Heute blicken die Paohlbürger zurück auf sechs Jahrzehnte des karnevalistischen Treibens und der Brauchtums- und Mundartpflege in Münster. Es gibt viele Geschichten, die über die zurückliegenden Jahre erzählt werden können. Mindestens ebenso wichtig wie der Blick zurück und der Erhalt der Tradition ist jedoch der Blick nach vorne. Denn die ersten sechs Jahrzehnte in der Geschichte der KG Paohlbürger sollen erst der Anfang gewesen sein.